Juni/Juli/August 2017
Wer ist dieser lustige Geselle? ...
... Natürlich der Haubentaucher bei der Morgenwäsche
Zwischen den vielen Gänsen sind die entengroßen Haubentaucher kaum wahrzunehmen. Nur der gestreckte Hals hebt die kleinen Schwimmer aus der Vielzahl der Wassertiere hervor.
In der Ferne ist ein Haubentaucher zu sehen - doch schon ist er abgetaucht. Einige
Meter weiter taucht er wieder auf. Er streckt sich und schüttelt sich, dass
die Wassertropen weit von seinem Gefieder in alle Richtungen davon fliegen.
Nach einem ausgiebigen Putz-Zeremoniell schwimmt er zu den Seerosen hinüber,
taucht erneut ab und kommt mit dem Schnabel voller Pflanzenteile zurück. Nun
erst sehe ich den Partner zwischen den gelben Blüten der Wasserpflanzen sitzen.
Eine Nestplattform aus Seerosenblättern dient ihnen für das Ausbrüten der Eier.
Eifrig schleppen sie fortlaufend Nistmaterial heran, um die Seerosenblätter
aufzupolstern. Auch während der Brutphase gönnen sich die Haubentaucher bei
der Ausbesserung des Nestes keine Pause. Während ein Partner brütet, ist der
andere Partner mit der Anlieferung von Baumaterialien aus dem Gewässergrund
beschäftigt.
Seit einigen Tagen kreist eine Lachmöwe über den Seerosenteppich. Die zwei
Haubentaucher sind beunruhigt und lassen den Eindringling nicht aus den Augen.
Als sich die Lachmöwe in ihre Nähe niederlässt, schwimmt das Männchen mit lang
vorgestrecktem Hals hinüber und verscheucht den ungebetenen Gast. Somit kann
das Weibchen ungestört weiter brüten.
Nach zwei bis drei Stunden wechseln sich die Zwei ab. Bevor der brütende Haubentaucher
das Nest verlässt, bedeckt er die Eier mit Nistmaterial, als Schutz vor Nesträuber.
- Für wenige Minuten bleibt das Nest mit den Eiern unbeobachtet.
Bei einem dieser "Schichtwechsel" ist es dann passiert. Die Lachmöwe hat es
sich auf dem Nest bequem gemacht. Kurz daneben schwimmt nun das Haubentaucherpärchen
auf und ab. Es ist aufgeregt. Beinahe scheint es, als wollen sie eine Angriffsplan
schmieden. Laut schreiend beginnt das Männchen mit dem Angriff. Zögernd nähert
er sich dem Nest. Doch diesmal will die Lachmöwe nicht davon fliegen. Das Haubentaucherweibchen
kommt als Verstärkung dazu. Gemeinsam schwimmen sie noch näher an das Nest heran.
Verzweifelt schimpfen sie auf den Eindringling ein. Das Weibchen nimmt allen
Mut zusammen und nähert sich dem ungebetenen Gast. Hilfesuchend blickt es zu
ihrem Partner zurück. Auch er kommt nach vorn. Beide schimpfen mit aufgerissenen
Schnäbeln auf den Unhold ein.
Der Lachmöwe wird es nun zu viel und fliegt endlich davon.
Sofort kontrolliert das Haubentaucherweibchen das Nest und setzt sich nieder.
Das ging noch einmal gut - ODER?
Bei meinem nächsten Besuch, nach fünf Tagen, haben die Haubentaucher das Nest
aufgegeben. Die Lachmöwe steht auf der Seerosenplattform und sieht den vorbeifliegenden
Libellen und Vögeln nach - ein Blässhuhn dreht unbeeindruckt ihre Runden.
Eine Woche später zieht es mich wieder zu den Haubentauchern. Was haben sie in
der Zwischenzeit getan? Sind sie noch in der Nähe oder haben sie sich einen
anderen ruhigen See gesucht?
In der Ferne sind zwei Haubentaucher zu sehen. Leider sind die Zwei sehr weit
vom Ufer entfernt.
Ein faszinierendes Schauspiel.
Kopfschüttel-Zeremoniell
Beide Haubentaucher tauchen aus großer Entfernung aufeinander zu, bis sie sich
gegenüber schwimmen. Brust an Brust vollziehen sie ihr eindrucksvolles Imponierverhalten.
Mit langgestrecktem Hals und aufgestellter Federnhaube bewegen sie ihren Kopf
rhythmisch hin und her. Kopfschüttelnd scheint es, als wolle einer dem anderen
gleichtun. Mehrfach lassen sie den Kopf rückwärts auf den Rumpf fallen, um sich
sofort wieder dem Kopfschütteln hinzugeben.
Blitzschnell schwimmen sie auseinander und tauchen ab.
Mit den Schnäbeln voller Nestmaterial vom Wassergrund tauchen sie wieder auf
und schwimmen hastig aufeinander zu, um sich in aufrechter Körperhaltung gegenüberzustehen.
Der Pinguintanz - ein beeindruckendes Ritual
Mit kraftvollem, schnellem Wassertreten stehen sie sich aufrecht gegenüber. Sie
schwenken ihre Köpfe mit dem Nistmaterial im Schnabel hin und her. Langsam lassen
die Kräfte nach - ihre aufrechte Haltung wechselt in ein schwimmendes Gegenüber.
Noch einige Male schütteln sie ihre Köpfe, bevor sie sich wieder voneinander
entfernen.
Die zwei Hitzköpfe nehmen ein kühles Bad, in dem sie wieder abtauchen und sich
anschließend ausgiebig putzen.
Ein anderes Haubentaucher-Pärchen brütet seit Tagen. Ein Partner sitzt auf dem Nest, währenddessen der andere Partner in großer Entfernung genügsam das Gefieder putzt und gelassen die Füße von sich streckt. Hebt der brütende Partner den Kopf, dauert es nicht lange und sein Partner kommt tauchend und schwimmend mit Nestmaterial zum Nest zurück. Nach ein paar Stunden wechseln sie die Plätze.
Auch heute ähnelt sich das Bild. Doch der brütende Haubentaucher sitzt angespannt
mit gestrecktem Hals auf dem Nest. Was ist passiert? Mit dem Fernglas ist der
Grund zu sehen. - Nachwuchs ist auf dem Rücken zu erkennen. Schade, auch dieses
brütende Paar ist weit vom Ufer entfernt.
Der schwimmende Partner taucht vor dem Nest hin und her, um mit Futter, oder
auch Nestmaterial, zum Nest zurückzukommen.
Nach zwei Tagen klettern die Dunenküken bereits am brütenden Elternteil herum. Der brütende Haubentaucher fährt sich mit dem Schnabel durch das Brustgefieder, um dann dem Nachwuchs kleine Federn zu füttern. Immer wieder ist dieses zu beobachten. Auch der Partner im Wasser füttert neben kleinen Fischen gelegentlich Federn.
Liebevoll werden die Kleinen gefüttert. Zwei Jungtiere warten auf Nahrung. Wer bekommt den leckeren Bissen?
Zum Schutz der Kleinen ist der Blick der Elterntiere ununterbrochen in Richtung Himmel gerichtet. - Wachsam in jeder Situation.
Haubentaucher sind Nestflüchter, das bedeutet, die Kleinen können sofort nach
dem Schlüpfen schwimmen. Das ist überlebensnotwendig für die Dunenküken. Mehrfach
kann ich auch beobachten, wie die Küken beim "Schichtwechsel" der Elterntiere,
vom Rücken ins Nest oder auch ins Wasser rutschen. Eine Art Schwimmtraining
für die Kleinen?
Wegen der Raubvögel ist es notwendig, das Nest fluchtartig verlassen zu können.
Und wieder zieht es mich zu den Haubentauchern. Zwischen den Seerosen sind keine
Haubentaucher mehr zu entdecken. Doch der Ruf der Kleinen ist dennoch zu hören.
Irgendwo hier auf dem See ist noch ein Haubentaucher-Paar mit Nachwuchs.
Und schon kommen sie in meine Nähe geschwommen, die Eltern und drei Kleine.
- Ich staune. Gewachsen sind sie während der drei letzten Wochen. Sie haben
beinahe die Größe der Eltern, haben aber noch ihr gestreiftes Kinderkleid an.
Zwischen den vielen Wellen der Wasserbewegung, sind die Jungtiere mit dem gestreiften Hals, aus der Ferne kaum wahrzunehmen.
Es hat mir große Freude bereitet, die Haubentaucher-Paare beobachten zu können. Vielleicht sind die Haubentaucher im nächsten Jahr auf irgendeinem See zu entdecken.
Ganz sicher sitze ich dann wieder am Ufer und schaue den liebevollen Tieren gern zu.